Interview Jörg Thadeusz – „Humor ist Haltung“

Jörg Thadeusz ist Talkshow-Gastgeber, Radio-Moderator und politischer Beobachter in einem. Seine aktuelle TV- und Radioheimat ist der rbb. Was er nicht mag und was er gerne demnächst täte, lesen Sie im TVinfo-Sommerinterview.

Jörg Thadeusz

TVinfo: Warum haben Sie den Frauen von Femen in diesem Jahr schon zwei Kolumnen gewidmet?

Jörg Thadeusz: Ich bin dem Affekt erlegen. Der böse Putin und Frauen, die ohne Kleidung so schutzlos wirkten: Das ist letztlich Rotkäppchen reloaded. Also eine spannende Geschichte.

TVinfo: Unterstützen Sie die politischen Ziele von Femen?

Jörg Thadeusz: Ich bin kein Feminist. Aber die suchen sich immerhin ernstzunehmende Gegner. Kein Streberinnen-Aufstand, wie die anstrengenden Pharisäerinnen von #aufschrei.

TVinfo: Wieviel politische Haltung darf sich ein Journalist erlauben?

Jörg Thadeusz: Wichtiger ist: Welche politische Haltung darf man sich als Journalist erlauben. Denn die Mehrheit der Journalisten kommt aus dem Milieu links der Mitte und beobachtet aus dieser Perspektive die Welt. Ich komme auch von halblinks. Zweifle jetzt aber an religiösen Grundüberzeugungen, die beispielsweise einen Grünen richtig grün machen. Bei dem Versuch, kein Antiamerikaner sein zu wollen, bin ich in Redaktionen schon unangenehm aufgefallen.

TVinfo: Lässt sich politische Haltung besser humorvoll verpacken?

Jörg Thadeusz: Humor ist Haltung. Bei politischen Witzchen von so manchem öffentlich-rechtlich durchgezogenen Kabarettisten vergeht mir allerdings der Spaß und ich habe plötzlich Lust auf heiligen Ernst. Statt dem verkrampften Schmunzeln eines Schweinchen Schlau gemeinsam mit den anderen Studienräten zu applaudieren.

TVinfo: Besteht die Gefahr, dass die Chance auf eine Pointe die politische Position bestimmt?

Jörg Thadeusz: Gute Pointen zahlen sich sogar in Geld aus. Politische Positionen nur in diktatorischen Regimen. Als überzeugter Kapitalist agiere ich mich als am Markt.

TVinfo: Ihre Bilanz zu Ihrer Sommersendung „durchgedreht“?

Jörg Thadeusz: Tolle Künstler, die sechsmal nacheinander eine Mutprobe abgelegt haben. Manchmal ein übermütiger Rausch, ganz selten ein Schuss in den Ofen. Alles genau so, wie es sich mutige Leute im ZDF ausgedacht hatten.

TVinfo: „Durchgedreht“ war als Improvisatonsformat eine Art Echtzeitfernsehen. Haben Sie die Echtzeit-Kommentare auf Twitter zu #durchgedreht verfolgt?

Jörg Thadeusz: Nein. Mich nervt Twitter. Das ist aber nichts Ideologisches. Nur Geschmackssache. Ich mag übrigens keine Kapern. Habe also während der Sendung auch keine Echtzeit-Kapern gegessen.

TVinfo: Neigt Twitter dazu, ein Lästerkanal zu sein, weil das Abfällige mehr Aufmerksamkeit bekommt als das Wohlmeinende?

Jörg Thadeusz: Es gibt in der digitalen Welt viele Möglichkeiten, der direkten Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Dafür haben Heckenschützen bestmögliches Schussfeld. Mir persönlich hilft das Old-School-Gespräch. Auch wenn ich mich dann nicht mehr alles zu sagen traue, was ich unter dem Einfluss von acht Bier locker in eine Tastatur gehauen hätte.

TVinfo: Welche Frage hätten Sie als erfahrener Talkmaster sich selbst in diesem Interview gestellt?

Jörg Thadeusz: Welchen Job sollte Ihnen das ZDF als nächstes anbieten?

TVinfo: Und was ist die Antwort darauf?

Jörg Thadeusz: Ein Reisemagazin, unbedingt zusammen mit Petra Gerster. Und nur Ziele, die südlich von Deutschland liegen.

TVinfo: Vielen Dank für das Gespräch.

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